Zeitgleich zur Sonderausstellung «Robert Omlin Architekt» im Museum Bruder Klaus Sachseln schreiben Erich Häfliger (HSLU – Technik & Architektur, als Kurator der Ausstellung) und Peter Omachen (Denkmalpfleger OW) zur Ausstellung und über Omlins Werk und dessen Bedeutung. Robert Omlin (1879–1938) war herausragender Vertreter des Heimatstils – der Architekturströmung, die ab 1906 bis in die 1920er-Jahre verbreitet war – im Kanton Obwalden.
Parallel dazu liess KARTON sechs zeitgenössische Architekten/-Teams Fragen zum Heimatbegriff beantworten:
von Beat Mattich
von Monika Imhof
von Tino Küng (zu Seiler Linhart Architekten)
von Roman Hutter
von Yvonne Birkendahl (zu Gabrielle Hächler)
shelter+
In der Auseinandersetzung mit der aktuellen Flüchtlingskrise entstanden Projektideen für ein Flüchtlingsheim in Lugano.
von Gerold Kunz
Unterwegs in Chicago, der grössten und bedeutendsten Luzerner Schwesterstadt, begegne ich immer wieder Gebäuden, die mich an Luzern oder die Zentralschweiz erinnern. Allen voran die Villen von Frank Lloyd Wright, bei dem die Zentralschweizer Architekten Joseph Gasser, Fritz Stucky oder Ernst Anderegg gearbeitet hatten. Sie haben in Buochs, Littau, Hasliberg und Zug ideale Bedingungen gefunden, ein Gefühl von Amerika in der Zentralschweiz zu installieren. Der Lake Point Tower erinnert mich an die Allmend-Hochhäuser und der McCormick Place an die Fensterfabrik Baumgartner in Hagendorn. Im La Colombe, einem Cafe an meiner Hochbahnstation, befindet sich ein Wandgemälde, das mir wegen des Dialogs von Natur und Technik wie eine moderne Adaption des Landibildes von Hans Erni erscheint. Und vor dem Art Institut ist das Portal des 1972 abgebrochenen Chicago Stock Exchance Building von Louis Sullivan aufgestellt, ähnlich dem Torbogen beim Bahnhof Luzern. Über diese Referenzbauten hinaus regt der Aufenthalt in Chicago zur Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft an. Hier wurde mir bewusst, dass eine der Qualitäten der Schweizer Agglomerationen im Konzept des «mixed income housing» besteht, einer Mischung der Siedlung mit Bautypen für Personen mit höheren und niedrigeren Einkommen. «Mixed income» ist das gewichtigste Kriterium, das in Chicago beim Bau von neuen Stadtquartieren erfüllt werden muss. Chicago hat wie kaum eine andere Stadt in den USA viel Lehrgeld bezahlt für ihre Sozialwohnungsbauprojekte. Viele der Bauten, die in den 1950er, -60er und -70er Jahren erstellt wurden, sind nicht mehr vorhanden. Sie wurden zum sichtbaren Zeichen des sozialen Zerfalls und zwischen 1990 und 2010 aus dem Stadtbild entfernt. Andere Sachverhalte hingegen scheinen die Schweiz nicht zu betreffen. Fragen der Identität werden hier vielfältig erörtert. In eigenen Museen gehen Afrika-Amerikaner, Latino-Amerikaner oder Europa-Amerikaner ihrer Integrationsgeschichte nach. Die Auseinandersetzung findet oft über Kunstwerke statt, geschaffen von in den USA lebenden Künstlern aus den Ursprungsländern.
Oder Leistungen von engagierten Personen wie Jane Addams, die 1931 den Friedensnobelpreis erhielt und die in einem eigenen Museum gewürdigt wird. Ihre sozialen und kulturellen Einrichtungen, in einem vielgestaltigen Gebäudekomplex inmitten eines Einwanderergebiets, wurde 1960 abgetragen, um Platz für die University of Illinois at Chicago zu schaffen. Zwei Gebäude erinnern heute an ihre Wirkungszeit. Beim Besuch des Museums dachte ich an Kriens, wo gerade jetzt das Hotel Pilatus und das Kino Scala abgebrochen wurden. Die beiden Bauten bildeten in meiner Jugendzeit jenen Komplex, der als eine vergleichbare soziokulturelle Einrichtung betrachtet werden kann; in einem Ort, der wegen der Zuwanderung seine eigene Identität immer wieder neu definieren muss. Heimat in der Ferne funktioniert.