von Dieter Geissbühler
Im Rückblick auf dessen Geschichte erscheint der Brutalismus als Antithese zur heutigen Architektur; als Ausdruck davon, dass die materielle Expressivität Bestandteil der gebauten Architektur bleiben soll.
von Yvonne Birkendahl
Bedingt durch die hohe Funktionalität folgt das Areal des Luzerner Kantonsspitals in der Entwicklung der gesamten Anlage den Grundsätzen des Brutalismus.
von Meret Speiser
Der freistehende Betonskelettbau der Milchsüdi in Hochdorf überzeugt noch heute durch seine plastische Kraft und gute Proportionierung.
von Cyrill Chrétien
Mit dem Rückbau des Alters- und Pflegeheims Grossfeld stirbt in Kriens ein Vertreter des regionalen Brutalismus just zu seinem fünfzigsten Geburtstag.
von Andreas Gervasi
Das alte Hallenbad in Luzern zeigt heute als Neubad auf, wie über die rein architektonische Gestaltung hinaus soziokulturelle Anliegen des Brutalismus temporär weitergeführt werden.
von Peter Omachen
Bei der 1970 vollendeten Johanneskirche in Luzern hat der Bildhauer und Architekt Walter Maria Förderer auf der Baustelle weiter an seinem Entwurf gearbeitet.
Finding Brutalism in ...
Parallel zur Ausstellung «Finding Brutalism» im Museum im Bellpark Kriens findet am Institut für Architektur an der Hochschule Luzern – Technik und Architektur die Vortragsreihe «Finding Brutalism in ...» statt.
Der Turmatthof in Stans – Arnold Stöcklis «Vorschlag zur Tat»
Gerold Kunz, Denkmalpfleger NW, erinnert, wie mit der sozialen Wohnsiedlung die Stadt vom Bevölkerungsdruck entlastet, aber auch dem Land eine neue Rolle in der Stadtentwicklung zugewiesen werden konnte.
von Gerold Kunz
Um den Begriff Brutalismus zu umgehen, hätte KARTON dieses Themenheft unter den harmloseren Titel «Beton in der Nachkriegsarchitektur» stellen können. Auch fünfzig Jahre nach ihrer Erstellung werden die in dieser Ausgabe vorgestellten Bauten von einem Grossteil der Bevölkerung nicht angenommen. Sinnbilder der starren, abweisenden und autoritären Welt des Kalten Kriegs, finden sie bis heute ausserhalb der Fachkreise kaum Fürsprecher. Bezeichnet als Betonburg, Bunker oder Fabrik, werden sie, wenn nicht zum Abbruch vorgemerkt, mit einem Dämmkleid versehen, nicht nur, wie es heisst, um den Energieverbrauch zu optimieren, sondern auch, um die Bauten aus unserem Gesichtsfeld zu schieben.
Vergessen geht, dass der moderne Wohlfahrtsstaat mit dem Brutalismus eng verknüpft ist. Siedlungsbauten, Schulanlagen, Altersheime, Kirchgemeindezentren, Hallenbäder, Mehrzweckhallen oder Parkhäuser sind junge Gebäudetypen und in den Boomjahren zahlreich entstanden. Sie sind die Bausteine jeder Agglo. Eine junge Generation von Architekten sah im neuen Stilbegriff eine Zukunft und im Rohen das Wahre und Echte. Doch wie das zum Abbruch vorbestimmte Altersheim Grossfeld in Kriens deutlich macht, sehen heutige Entscheidungsträger die Welt anders: In ihrer Wohlfühlwelt haben die Brutalismus-Monster keinen Platz. Nicht nur in Kriens, auch in Luzern sollen prägnante Bauten dieser Phase aus dem Stadtbild gelöscht werden, zum Beispiel das Hallenbad oder das ABM-Geschäftshaus am Kapellplatz. Diese unliebsamen Bauten des Wohlstands werden geschmeidigeren Projekten weichen.
Zeitgenössische Architekten wie die Basler Buchner Bründler oder die Luzerner Graber und Steiger finden hingegen auch heute in dieser Architektur Anknüpfungspunkte, die interessant sind. Graber Steiger führen im Interview mit Philipp Ursprung aus: «Die Architektur der 1950er- und frühen 1960er-Jahre hatte in ihrer Umsetzung etwas Direktes, weil unter anderem die gesetzlichen Parameter, wie Umweltbestimmungen, Bauordnungen etc. noch nicht so ausgeprägt waren.» Nicht nur sie sehnen sich nach der Archaik dieser Bauten. Auch die KARTON-Redaktion hat sich für ein Themenheft entschieden. Der Brutalismus gehört zu uns. Lesen Sie die Beiträge und suchen Sie die originalen Objekte auf!