Klassengemeinschaft in Alpnach
von Raphael Wiprächtiger
Einer Klasse gleich gruppieren sich in Alpnach Dorf acht Gebäude zu einer Schulanlage, mit dem Kindergarten als jüngster Spross, verspielt, offen und ganz auf die Bedürfnisse von Kindern im Vorschulalter abgestimmt. Die einzelnen Gebäude spannen den gesamten Fächer an Schulhaustypologien aus dem vergangenen Jahrhundert bis in die Neuzeit auf.
Die Schule bleibt im Dorf
von Gerold Kunz
In Schüpfheim zeugt das mächtige Schulhaus von 1932 vom hohen Stellenwert der Bildung, die für die Entwicklung der Entlebucher Gemeinde damals wichtig war. 2018 wurde das Schulhaus mit einem im Verhältnis zum Volumen des Bestandsgebäudes kleinen Anbau erweitert.
Anbau macht Schule
von Andreas Gervasi
Das Schulhaus St. Karli in Luzern wurde von Karl Mossdorf erstellt und 2023 von Meletta Strebel Architekten saniert und erweitert. Aus Mossdorfs Feder stammen auch die Pläne des Schulhauses Moosmatt, welches zur Zeit mit einem Neubau von Blättler Dafflon Architekten vorerst erweitert und anschliessend umfassend saniert wird. Zwei historische Schulbauten – zwei unterschiedliche Erweiterungsstrategien.
Städtebauliches Passstück mit fliessenden Räumen
von Dominique Knüsel
Die heterogene Schulanlage Hofmatt in Oberägeri wurde von Rahbaran Hürzeler Architekten mit einem Neubau ergänzt, der die enge, nordwestliche Ecke des Areals präzise besetzt und im Innern mit einem Raumkontinuum überrascht.
Behutsame Erweiterung
von Christoph Bieri
2019 entschieden Huber Waser Mühlebach Architektur den offenen Wettbewerb für die Schulerweiterung Sternmatt 1 in Baar für sich. Ein sensibler wie auch cleverer Umgang mit dem Bestand war der Schlüssel zum Erfolg. Die erste Etappe mit dem neuen Kindergarten, Primarschulhaus und der Aula ist mittlerweile fertiggestellt — Zeit für Rückblick und ein erstes Zwischenfazit.
Das aufgestelzte Schulhaus
von Manuel Medina González
Entlang der Nordstrasse Sursee stehen grosse Bauten, die sich stark von der feingliedrigen Struktur der Altstadt unterscheiden. An dieser Stelle, neben der Stadthalle, befindet sich das neuerrichtete Sekundarschulhaus Zirkusplatz.
Säulenhalle in Kerns – entfernt!
von Monika Imhof-Dorn
Mit einem Podiumsgespräch, einer Performance und einer Würdigung der Säulenhalle in Kerns wurde am 15. Juni 2024 die eindrückliche Raumplastik vor ihrem Rückbau gefeiert.
Luzerns Theatergeschichte weiterschreiben
von Cony Grünenfelder, Denkmalpflegerin Kanton LU
Den Architekten Ilg Santer gelingt es, mit dem aus einem offenen Wettbewerb hervorgegangenen Siegerprojekt «überall» die DNA des Ortes zu erhalten und gleichzeitig die lange Theatergeschichte weiterzuentwickeln.
to cut some slack
von Sven Reber, Tim Schwander & Felix von Overbeck, Hochschule Luzern – Technik & Architektur, Institut für Architektur
Bauteilwiederverwendung ist in aller Munde. Die Klimakrise ist omnipräsent und die Bauwirtschaft trägt ihren grossen Beitrag dazu bei. 537 Kilogramm Bauschutt fallen jede Sekunde allein in der Schweiz an (Quelle BAFU). Der Verbrauch und der Verschleiss von Bauwerken als unendliches Gut, das sich durch die Marktwirtschaft in einer Synchronisationsschleife von Investition und Rendite in eine Sackgasse begibt, muss hinterfragt werden.
Schule im Wandel der Zeit
von Christoph Bieri
Schulbauten sind eine Bautypologie, die sich in den letzten 50 Jahren stark entwickelt und verändert hat. Seit den 1960er-Jahren hat sich die Fläche pro Schüler verdreifacht, die Klassen wurden kleiner und die Zimmer grösser. Ab den 2000er-Jahren kamen auch Gruppenräume und Lernlandschaften dazu. Heute sollen Korridore und Garderoben zu sogenannten Kombizonen und Lernnischen ausgestaltet werden. Die Grenze des Klassenzimmers wird unscharf, es entstehen Schwellenräume.
Diese räumlichen Entwicklungen bilden die aktuellen pädagogischen Ideen und Leitlinien ab. Das vielfältige Raumangebot erlaubt es den Lehrpersonen, die Klassen anhand der unterschiedlichen Lerntempi aufzuteilen. Die Kinder eignen sich diese Räume an und erarbeiten sich selbstständig den Unterrichtsstoff. Der Frontalunterricht wird durch eine Individualisierung des Lernens abgelöst.
Zudem verbringen immer mehr Schülerinnen und Schüler den ganzen Tag in der Schule. Viele Gemeinden haben ihr Angebot zur schulergänzenden Betreuung in den letzten zwei Jahrzehnten ausgebaut. Die Schule wird so zu einem zweiten Zuhause, zu einem Ort, der nicht einfach nur dem Vermitteln von Wissen dient.
Diese Tendenzen, gepaart mit stetig wachsenden Schüler*innenzahlen, machen verständlich, wieso gefühlt jede Woche ein neuer Architekturwettbewerb für eine Schulraumerweiterung ausgeschrieben wird. Doch die riesigen Areale, die in den 1950er- und 1960er-Jahren für neue Schulhäuser vorhanden waren, sucht man heute oftmals vergebens.1
Diese teils engen Platzverhältnisse fordern sowohl Architekt*innen wie auch Gemeinden gleichermassen – und setzen die bestehenden Schulbauten unter Druck. Oftmals vorschnell wird Bestehendes als «veraltet» und nicht mehr «zeitgemäss» gebrandmarkt. Der etappierte Ersatzneubau ist die Folge. Die vorliegende KARTON-Ausgabe blickt auf eine Handvoll Schulhauserweiterungen in der Zentralschweiz. Wie wird der zusätzliche Raumbedarf gedeckt? Welche Strategien bewähren sich? Und welche Rolle nimmt dabei der Bestand ein?
1 ) Die ersten vier Absätze paraphrasieren die wunderbare Einleitung «Entwicklungen im Schulbau» von Daniel Kurz im Buch «Grundrissfibel Schulbauten», Edition Hochparterre, 2015, leider aktuell vergriffen